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Praxisbeispiel: Warnhinweise in der Geburtshilfe

Die folgenden Praxisbeispiele orientieren sich an realen Situationen aus dem Gesundheitswesen; alle Namen sind frei erfunden. 

Das Erkennen von Gewalt hängt sowohl vom eigenen Fachwissen als auch von der persönlichen Haltung gegenüber Betroffenen ab. Es ist wichtig, die eigenen Vorstellungen darüber zu reflektieren, wie Betroffene „sein sollten“ oder wer typischerweise betroffen ist – denn solche Annahmen beeinflussen Wahrnehmung und Handeln.

  • Bei der Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft

    Selma Haridy, 32 Jahre alt, ist im sechsten Monat schwanger. Sie erscheint an einem heißen Sommertag zur Vorsorgeuntersuchung – trotz der Temperaturen trägt sie lange Hosen und ein langärmliges Oberteil. Ihre Lippe ist eingerissen, der Bereich um den Mund leicht geschwollen. 

    Sie klagt über Schlafstörungen, Schwindel und berichtet über Gewichtsverlust, da sie in letzter Zeit keinen Appetit habe. Während des Gesprächs vermeidet sie Blickkontakt, erzählt wenig und antwortet nur knapp. Zudem hat sie ihre beiden vorherigen Termine verpasst. Frau Haridy wird von ihrer Schwiegermutter begleitet, mit der sie und ihr Partner zusammenleben.

  • In der gynäkologischen Ambulanz

    Theresa Mecklenburg, 29 Jahre alt, erscheint am späten Nachmittag in der gynäkologischen Ambulanz. 

    Sie klagt über Unterleibsschmerzen und Blutungen. Obwohl Frau Mecklenburg im sechsten Monat schwanger ist, hat sie keinen Mutterpass. Sie ist ausgesprochen schreckhaft und angespannt; die vaginale Untersuchung muss deshalb abgebrochen werden. Ultraschall und Herztöne sind unauffällig. 

    Frau Mecklenburg bittet um eine stationäre Aufnahme und erklärt, sie habe Angst und sei zu Hause allein. Eine Benachrichtigung ihres Partners lehnt sie ab.

  • Wochenbettbesuch

    Sie sind als Hebamme bei Melanie Waldmann und ihrem neugeborenen Baby zu Besuch. Das Baby entwickelt sich altersgerecht, doch Frau Waldmann verzieht das Gesicht vor Schmerzen, als sie es hochhebt. Sie berichtet von starken Rückenschmerzen

    In diesem Moment kommt ihr Partner aus der Küche. Frau Waldmann wirkt nervös und sagt, sie sei müde und würde gern allein gelassen werden, um sich auszuruhen.

    Diese Praxissituationen zeigen, dass die Hinweise auf Gewalt oft nicht eindeutig sind. Einige Patient*innenberichte lösen ein ungutes Bauchgefühl aus oder werfen Fragen auf. Genau in solchen Situationen ist es wichtig, zu handeln und Patient*innen aktiv anzusprechen

Wie handle ich richtig bei Verdacht auf häusliche Gewalt?

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Betroffene richtig ansprechen: