Erkennen
Das Erkennen häuslicher und sexualisierter Gewalt im stressigen Arbeitsalltag, ist nicht immer einfach. Es setzt Wissen über die verschiedenen Gewaltformen voraus. Zudem sind die Anzeichen häufig nicht eindeutig.
Betroffenen fällt es oft schwer, über ihre Verletzungen und deren Ursachen zu sprechen. Gründe dafür sind Scham- und Schuldgefühle, die Angst, nicht ernst genommen zu werden, oder die Sorge, zu ungewollten Handlungen gedrängt zu werden.
Umso wichtiger ist es, mögliche Anzeichen von Gewalt zu kennen und Betroffene sensibel darauf ansprechen zu können.
Red Flags - Anzeichen von Gewalt:
- Ängstlichkeit,
- übermäßige Stille oder Unruhe,
- Schreckhaftigkeit,
- Ablehnung körperlicher Untersuchungen,
- Aggression,
- Suchtverhalten
- Überfürsorglichkeit,
- kontrollierendes Verhalten,
- spricht für die Partnerperson,
- verharmlost die Situation,
- macht betroffene Person lächerlich oder schreibt ihm*ihr Ungeschicklichkeit zu
- unversorgte oder schlecht verheilte Verletzungen oder Frakturen,
- Vernachlässigung von Routineuntersuchungen (zum Beispiel in der Schwangerschaft),
- „Praxis-Hopping“
- Hämatome,
- Abwehrverletzungen (zum Beispiel an Unterarmen oder Händen),
- Würgemale am Hals,
- geformte Verletzungen durch Gegenstände,
- unterschiedliche alte Verletzungen
Erklärungen passen nicht zum Verletzungsbild oder zum Status der Genesung bzw. widersprechen sich
- gestörte Eltern-Kind-Interaktionen,
- exzessives Schreien im Säuglingsalter
- menstruationsunabhängige vaginale Blutungen,
- sexuell übertragbare Infektionen, Entzündungen unklarer Ursache,
- Schmerzen bei sexuellen Aktivitäten,
- wiederkehrende Urogenitalinfektionen
- verspätetes Aufsuchen der Schwangerschaftsvorsorge
- niedriges Geburtsgewicht beim Säugling
- unerwünschte Schwangerschaft
- erhöhtes Risiko postpartaler Depression
- PTBS
- komplexe PTBS
- Depressionen
- suizidale Gedanken
- schädlicher Substanzkonsum
- ausbleibende Vorsorgeuntersuchungen,
- lange aufgeschobene und notwendige Behandlungen,
- schlechte Zahngesundheit