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Direkte Ansprache auf Gewalt

Sie haben eine oder mehrere Gewaltformen erkannt und Warnhinweise wahrgenommen? Viele Betroffene sprechen mit niemandem über die erlebte Gewalt. Sprechen Sie beim Verdacht Betroffene aktiv und klar an! 

Die folgenden Formulierungsvorschläge können Sie nutzen, um Betroffene behutsam auf Gewalt anzusprechen:

  • Physische Gewalt

    „Verletzungen können durch andere Personen verursacht werden. Das passiert häufiger, als man denkt. Deshalb fragen wir immer, ob andere Menschen beteiligt waren, zum Beispiel eine Person, die Ihnen sehr nah steht. Wie ist das bei Ihnen? Sind Sie möglicherweise bedroht, geschubst oder geschlagen worden? War es eine Person, die Ihnen nahesteht?“

  • Psychische Beschwerden

    „Ihre Ängste und Panik, insbesondere in gewissen Situationen, haben Gründe. Das können auch (jahrelange) Gewalterfahrungen sein. Vielleicht stehen Sie unter dauerhafter Kontrolle oder werden von einer Person verletzt, die Ihnen nah steht oder stand? Haben Sie vielleicht in Ihrer Kindheit Gewalt erlebt? Gibt es in Ihrer jetzigen Beziehung Gewalt?“

  • Schwangerschaft und Geburt

    Routineansprache:
    „Eine Schwangerschaft oder die Geburt eines Kindes verändert die Beziehung der Eltern. Das kann eine große Herausforderung sein. Manchmal kommt es zu Konflikten oder Verletzungen durch gewaltvolle Übergriffe. Es ist mir wichtig, darüber zu sprechen, denn viele Betroffene berichten nur sehr spät oder gar nicht darüber. Darum werde ich Sie regelmäßig fragen, wie es Ihnen in Ihrer Beziehung geht, ob es Probleme gibt und ob ich Sie unterstützen kann. Wie geht es Ihnen denn momentan?“

    Bei Verdacht auf Gewalt:
    „Ihre Beschwerden (wie Blutungen, vorzeitige Wehen, Stillprobleme) können körperliche Ursachen haben, aber auch mit Sorgen oder Belastungen verbunden sein. Mir ist es wichtig, beides zu klären. Darf ich als Erstes fragen, wie es Ihnen in Ihrer Beziehung geht? Eine Schwangerschaft oder Geburt verändert so vieles. Gibt es Situationen oder Verhaltensweisen in Ihrer Partner*innenschaft, die Ihnen Sorgen oder auch Angst machen?“

  • Psychosomatische Beschwerden

    „Beschwerden wie chronische Bauchschmerzen können körperliche, psychische und materielle Ursachen haben. Meist spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wir werden nun verschiedene Untersuchungen durchführen, um die Ursache der Schmerzen zu finden. Oft spielen bei chronischen Schmerzen aber auch Belastungen eine Rolle. Deshalb frage ich Sie: Gibt es in Ihrer Partner*innenschaft Situationen, die Sie bedrücken, belasten, verletzen oder in denen Sie Angst haben?“

  • Auffälliges Verhalten von*die Partner*innen

    „Ich hatte den Eindruck, dass es Ihrer*Ihrem Partner*in gerade schwergefallen ist, im Wartbereich zu bleiben. Manche Menschen versuchen, zu kontrollieren, was die Partnerin macht oder sagt. Kennen Sie das von Ihrem*Ihrer Partner*in? Ist Ihr*Ihre Partner*in möglicherweise daran beteiligt, dass Sie sich verletzt haben und Schmerzen haben?“

Weiterführende Informationen

Diese Formulierungshilfen wurden im Rahmen der Fachgruppe Versorgungsrealitäten des Runden Tischs Berlin entwickelt. 

Für weitere Handlungsempfehlungen informieren Sie sich gern bei den Kolleginnen des Runden Tischs – Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt.