Das Lagebild Häusliche Gewalt 2024
Das Bundeslagebild Häusliche Gewalt basiert auf der polizeilichen Kriminalstatistik und erfasst strafrechtliche Sachverhalte wie Gewalt in Paarbeziehungen und innerhalb der Familie.
Auch in diesem Jahr zeigt das Bundeslagebild einen Anstieg der Betroffenenzahlen um 3,8%. Im Jahr 2024 wurden 265.942 Menschen Opfer häuslicher Gewalt.
Besonders betroffen sind weiterhin Frauen: 79,3% der Betroffenen von Gewalt in der Paarbeziehung waren weiblich, 20,7% männlich. Die Täter waren überwiegend männlich (76,6%). Die Gewalt wurde ausgeübt durch ehemalige Partner*innen (40,6%), Ehepartner*innen (30,8%) und Partner*innen nichtehelicher Gemeinschaften (28,6%). Zu den Gewaltformen zählten vorsätzliche einfache Körperverletzung (58,1%), Bedrohung, Stalking, Nötigung (11,1%), sexuelle Gewalt (2,8%) und Mord/Totschlag (0,2%).
Der jährliche Anstieg wirft wiederkehrend die Frage auf, ob die Gewalt tatsächlich zunimmt oder sich die Anzeigebereitschaft verändert hat.
Ob Betroffene Anzeige erstatten, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Gewaltform, Schwere und Beziehung zur Täter*in. Psychische Gewalt wird laut einer Untersuchung des LKA Niedersachsen (2020) seltener angezeigt. Erste Ergebnisse der geschlechtsübergreifenden Dunkelfeld - Studie LeSubia zeigen, dass die Anzeigebereitschaft bei Gewalt in Paarbeziehungen unter 5% liegt.
Das aktuelle Bundeslagebild benennt zwei Gründe für den Anstieg: gestiegene Anzeigebereitschaft durch Kampagnen und Präventionsarbeit sowie die Zunahme struktureller Sorgen wie finanzielle Unsicherheiten, Wohnungsnot und psychische Belastungen.